Science-Fiction, Action | Erscheinungsjahr: 2025 | Geschaut: 2025 im Kino | Schauspieler: Pedro Pascal, Vanessa Kirby, Ebon Moss-Bachrach | Regisseur: Matt Shakman | 1h 55min
Für die Familie - Fantastic Four findet richtigen Ton fürs MCU
Der letzte Marvel-#Film, der dieses Jahr über die Leinwand läuft, ist Fantastic Four – und im dritten Anlauf wird nun versucht, die kultige Marvel-Familie ins MCU einzubinden. Und das gelingt in großen Teilen ziemlich gut, denn hier wird kein großes Tamtam gemacht. Es wird nicht die Origin-Geschichte der vier Raumfahrer zum x-ten Mal erzählt. Stattdessen geht es direkt Schlag auf Schlag los – der Film legt ein Wahnsinnstempo vor. Ohne das typische Marvel-Intro beginnt die Geschichte unmittelbar, und wir werden ohne Zögern in die Welt der Fantastic Four hineingezogen. In wenigen Sätzen wird die Vorgeschichte der vier Helden angerissen: wie sie zu ihren Kräften kamen. Denn anders als in allen bisherigen Fantastic Four Filmen spielt die Handlung nach den Ereignissen im All – unsere Helden sind hier bereits voll etabliert. Das ist unglaublich erfrischend und tut zur Abwechslung richtig gut. Wir müssen nicht schon wieder eine altbekannte Geschichte in leicht veränderter Form sehen, sondern bekommen endlich mal etwas Neues.
Der Film spielt in einer retro-futuristischen Welt auf Erde-828. Hier sind Reed Richards (Pedro Pascal), Sue Storm (Vanessa Kirby), Johnny Storm (Joseph Quinn) und Ben Grimm (Ebon Moss-Bachrach) vier Jahre nach ihrem kosmischen Unfall längst etablierte Helden. Als Reed und Sue ein Kind erwarten, taucht ein mysteriöses silbernes Wesen auf der Erde auf und verkündet, dass ihre Welt von Galactus auserwählt wurde – sie soll verschlungen werden. Die Fantastic Four machen sich daraufhin auf, um sich Galactus entgegenzustellen und ihre Welt zu retten. Dabei werden sie vor eine unmögliche Wahl gestellt – und es beginnt ein Kampf um das Überleben der gesamten Menschheit.
Zuerst zur wahrscheinlich zentralen Frage: Ja, das hier ist der beste Fantastic Four Film, den wir bisher bekommen haben. Die ersten Versuche aus den 2000ern waren ihrer Zeit entsprechend – unterhaltsam, aber nicht tiefgehend. Und nach der katastrophalen Adaption von 2015 lag die Messlatte wirklich nicht hoch. Dennoch ist die Herausforderung groß, diese Comic-Ikonen endlich MCU -würdig auf die Leinwand zu bringen. Und das gelingt hier auf jeden Fall. Besonders deshalb, weil der Fokus dieses Mal anders gesetzt wird: Fantastic Four war immer auch Familiengeschichte. Ehepaar, Bruder/Schwager und bester Freund – hier steht die emotionale Verbindung im Zentrum. Noch stärker wird das durch die Schwangerschaft von Sue. Comic-Fans werden sich freuen, denn eine zentrale Figur aus den Comics wird damit eingeführt, die sicher auch im MCU noch eine große Rolle spielen wird. Diese familiäre Ausrichtung bringt die Figuren dem Publikum spürbar näher – und hebt die emotionale Fallhöhe.
Auch Galactus erhält ein spannenderes Motiv als sonst. Statt bloß Welten zu verschlingen, will er durch das Kind von seinem Fluch erlöst werden – sein Hunger ist ein Fluch, seine Macht eine Bürde. Das verleiht ihm Tiefe: Er ist nicht nur ein gottgleiches Wesen, sondern auch eine tragische Figur.
Mit Galactus als Gegner liegt eine allgegenwärtige Bedrohung über dem Film. Nach seinem wenig gelungenen Auftritt in früheren Adaptionen ist diese Version endlich eine würdige Umsetzung: visuell stark, mit beeindruckender Stimme und Inszenierung. Dennoch merkt man gegen Ende, wie schwer es ist, eine so übermächtige Figur glaubhaft besiegen zu lassen. Der Endkampf sieht gut aus, aber Galactus wirkt plötzlich zu schwach. Immerhin wird er nicht getötet, sondern „nur“ besiegt – durch einen Plan von Reed, der allerdings arg an Logik mangelt und fast schon albern wirkt. Das lässt Raum für spätere Rückkehr – dramaturgisch sinnvoll.
Interessant ist auch die ethische Fragestellung: Ist es richtig, dass die Fantastic Four sich weigern, ihr Kind als Tribut an Galactus zu geben, um die Welt zu retten? Sie stellen das Leben eines einzigen über das der gesamten Menschheit. Der Film traut sich hier, unbequeme Fragen zu stellen. Allerdings wird diese Debatte durch eine merkwürdige Pressekonferenz von Reed Richards ausgelöst – man fragt sich, wie einem der klügsten Köpfe im MCU so etwas passieren kann. Generell bleibt Pedro Pascals Reed Richards etwas hinter der Comic-Vorlage zurück. Seine Genialität wirkt oft behauptet, nicht gezeigt – viele seiner Erfindungen entstehen off-screen. Bei Iron Man oder Ant-Man sahen wir noch echte Tüftler – das fehlt hier und wirkt unorganisch.
Visuell aber ist der Film ein echtes Highlight. Einige Aufnahmen im Weltraum erinnern fast an Interstellar. Das CGI ist stark – nach Totalausfällen wie in She-Hulk oder Secret Invasion ist das eine echte Erleichterung. Die Kräfte der Fantastic Four sind beeindruckend umgesetzt und wirken comic-akkurat. Das Setting, eine Mischung aus Retro und Zukunft, schafft eine warme, nostalgische Atmosphäre.
Und das Wichtigste zum Schluss: Marvel besinnt sich langsam wieder auf das, was ihre Filme einst ausgemacht hat – die Charaktere. Figuren wie Tony, Steve oder Thor haben funktioniert, weil wir sie über Jahre begleiten konnten. Ihre Geschichten standen im Vordergrund – nicht das Spektakel, nicht das Setting, nicht der CGI-Overkill. Und auch Fantastic Four macht hier erste Schritte zurück in die richtige Richtung. Es gibt noch Luft nach oben – vor allem für Zuschauer, die die Charaktere gar nicht kennen, könnte der Zugang schwerfallen. Ohne Origin fehlt etwas Kontext. Zwar erfahren wir durch die Dialoge und Dynamik viel über die Figuren, aber nicht genug. Das ist der Preis, wenn man den klassischen Einstieg ausspart. Doch wenn zukünftige Filme hier aufbauen, kann das noch richtig gut werden.
Unterm Strich ist Fantastic Four ein grundsolider Film, der – trotz einiger Schwächen – endlich das liefert, worauf Fans gewartet haben. Simpler, stellenweise naiv, aber genau so wie Superheldenfilme früher waren. Und das ist gut so. Der Fokus liegt wieder auf den Figuren, nicht auf Multiversums-Schlachten. Die emotionale Ausrichtung auf Familie funktioniert, auch wenn die Endszene mit dem Baby etwas zu viel Disney-Kitsch abbekommen hat. Aber das hier macht Lust auf mehr – auf die richtige Weise.
Verfügbar bei: https://www.justwatch.com/de/Film/the-fantastic-four-first-steps
