Science-Fiction, Action & Abenteuer, Drama | Erscheinungsjahr: 2025 | Geschaut: 2025 im Kino | Schauspieler: Florence Pugh, Sebastian Stan, Lewis Pullman | Regisseur: Jake Schreier | 2h 7min

7,8/10 Punkte

Marvel ist wieder back!!!

Es dauerte nur knapp fünf Jahre, aber Marvel bringt endlich wieder das alte Feeling ins Kino zurück. Seit Avengers habe ich jeden einzelnen Marvel-Film im Kino gesehen (mit Ausnahme von Captain Marvel, den ich boykottiere, und Captain America: Brave New World) und musste in den letzten Jahren mit ansehen, wie Marvel ein Projekt nach dem anderen gegen die Wand gefahren hat. Zwischenzeitlich ging es immer mal wieder bergauf, aber seit Avengers: Endgame ging es kontinuierlich mit der Qualität bergab. Marvel hatte vergessen, was ihre Filme so besonders gemacht hat – das Marvel-Feeling war weg. Genau deswegen war meine Erwartungshaltung bei Thunderbolts ziemlich niedrig. Ich muss sogar zugeben: Bei der Ankündigung im Frühjahr 2023 hatte ich eigentlich gar keine Lust auf diesen Film.

Der Film handelt von einer Gruppe Antihelden, bestehend aus Yelena Belova (Florence Pugh), Bucky Barnes (Sebastian Stan), Red Guardian (David Harbour), U.S. Agent (Wyatt Russell), Ghost (Hannah John-Kamen) und Taskmaster (Olga Kurylenko). Als die Gruppe einzeln auf eine gefährliche Mission geschickt wird, stoßen sie auf Probleme, die sie zwingen, als Team zu agieren – und sich dabei nicht nur mit äußeren Bedrohungen auseinanderzusetzen, sondern auch mit ihren eigenen inneren Dämonen.

Man kann von vornherein sagen: Thunderbolts bringt frischen Wind ins MCU und rückt Side-Charaktere in den Vordergrund – was sehr gut funktioniert. Die letzten Projekte haben zwanghaft versucht, teils komplett neue Figuren auf die große Leinwand zu bringen. In Thunderbolts kennen wir einige davon bereits, und diese bekommen nun mehr Tiefe und einen neuen Anstrich. Yelena bekommt dank Florence Pugh erneut bissigen Charme und emotionale Tiefe. Wie schon in Black Widow erfahren wir wieder viel von ihrer Vergangenheit und lernen neue Beweggründe für ihr Handeln kennen. Sebastian Stan schlüpft zum ersten Mal seit 2021 (The Falcon and the Winter Soldier – und bald wieder in Captain America: Brave New World) erneut in die Rolle des Bucky Barnes und zeigt eindrucksvoll die innere Zerrissenheit des Veterans mit stiller Wucht. Auch David Harbour darf erneut Red Guardian verkörpern und sorgt mit seinem trockenen, lauten Humor für einige charmante Momente.

Ich war schon lange nicht mehr so angetan von einem Marvel-Film – vor allem, weil hier nicht nach Schema F gearbeitet wird. Dieser Film lässt sich Zeit, insbesondere, um die Charakter-Dynamik zwischen den Teammitgliedern auszuarbeiten. Die Figuren dürfen hier endlich wieder „passieren“ – die große Stärke des MCU war schon immer seine Charakterentwicklung. Thunderbolts schafft es, dorthin zurückzukehren. Und dabei spart sich Marvel das große Drumherum: Der erste große Teil des Film’s spielt fast komplett in einem einzigen Gebäude. Das ständige Hin- und Herspringen zwischen Schauplätzen, wie wir es aus anderen Projekten kennen, gibt es hier nicht.

Ohne zu viel vorwegzunehmen: Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Film’s ist Bob (Lewis Pullman). Dieser Charakter taucht später im Verlauf der Geschichte auf und bringt noch einmal neue Dynamik in den Film. Vor allem gegen Ende liegt der Fokus stark auf Bob und Yelena, was zwar zulasten der anderen Figuren geht, aber dafür sorgt, dass das übergeordnete Thema sehr gut funktioniert. Denn hier endet nicht alles – wie sonst oft – in einer großen CGI-Schlacht, sondern der Film traut sich tatsächlich, eine Geschichte über Traumata zu erzählen: über das Ausgestoßenwerden, über Ängste, über Selbstzweifel. So etwas hatten wir im MCU schon lange nicht mehr. Das Finale geht genau in diese Richtung: weg vom großen Knall, hin zur emotionalen Auseinandersetzung der Figuren mit ihren eigenen Dämonen.

Dieser Film ist nicht perfekt – das sei auch gesagt. Einige Figuren geraten im Laufe der Geschichte etwas ins Hintertreffen; so funktioniert Bucky an manchen Stellen leider kaum. Das ist ein schon länger bestehendes Problem bei Marvel. Dafür fand ich besonders die frühen Szenen mit Wyatt Russell sehr gelungen – seine Wandlung seit The Falcon and the Winter Soldier hat mir gut gefallen, obwohl ich ihn in der Serie eher unsympathisch fand. Auch der Humor kommt hier wieder besser zur Geltung: Er ist deutlich zurückhaltender und erwachsener als in anderen Projekten – was dem Film sehr zugutekommt. Ebenso funktioniert der Schritt weg vom übermäßigen CGI und hin zu stärkerer Figurenzeichnung deutlich besser.

Inhaltlich legt der Film wichtige Grundlagen für kommende MCU -Phasen – vor allem durch die Post-Credit-Szene. Thunderbolts ist weniger Spektakel, mehr Charakterstudie. Das wird nicht jedem gefallen, aber ich hoffe, dass Marvel in Zukunft öfter solche Überraschungen parat hat – denn mit diesem Film habe ich wirklich nicht gerechnet.

Verfügbar bei: https://www.justwatch.com/de/Film/Thunderbolts