Action, Komödie, Drama, Sport | Erscheinungsjahr: 2018 | Geschaut: 2018-2025 | Schauspieler: William Zabka, Ralph Macchio, Xolo Mariduena, Courtney Henggeler KarateKid

  1. Staffel 10 Folgen: Like
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6. Staffel 15 Folgen:

8,4/10 Punkte

Alles hat ein Ende, nur Cobra Kai stirbt nie

Nach 6 Staffeln, 65 Folgen, 7 Jahren und einem Streamingdienst-Wechsel flimmerte im Februar dieses Jahres der dritte und letzte Teil der 6. Staffel von Cobra Kai über die heimischen Bildschirme. Und was soll ich sagen: Das eine Auge lacht, das andere weint. Es ist ein Ende, wie es nicht viele Serien bekommen – ein würdiges, ein schönes und, ganz wichtig, eines, mit dem der Großteil der Fans zufrieden sein dürfte. Ja, man kann über die Aufteilung der Staffel in drei Teile diskutieren, aber dadurch bekamen wir nicht nur fünf weitere Folgen, sondern die Macher hatten auch mehr Zeit, wirklich jede Geschichte vernünftig abzuschließen. Ich bin seit den YouTube-Red-Zeiten dabei – mit Ausnahme einer kleinen Pause – und habe diese Serie fast die gesamten sieben Jahre begleitet. Ich wurde sehr schnell großer Fan. In einer Zeit, in der sich alles extrem ernst nahm und jede Serie oder jeder Film etwas ganz Großes sein wollte, kam Cobra Kai genau richtig. Mein Vater brachte mich zu den Originalfilmen – und genau diesen Charme brachte die Serie zurück: den Geist der Action-Klassiker, dabei nie zu ernst und immer mit Augenzwinkern. Und selbst nach 6 Staffeln zeigt die Serie immer noch, wie man aus vermeintlichem Trash etwas Großes erschaffen kann.

In der letzten Staffel treten Daniel LaRusso (Ralph Macchio) und Johnny Lawrence (William Zabka) erstmals gemeinsam als Senseis auf, um ihre Schüler auf das bevorstehende Sekai-Taikai-Weltturnier vorzubereiten. Dabei müssen die Schüler nicht nur alte, sondern auch neue Feinde bezwingen und untereinander einige Hürden überwinden. Es kommt zu überraschenden Wendungen, tragischen Ereignissen und großen Veränderungen. Und zur großen Frage: Was passiert nach dem Turnier – und was bringt die Zukunft für alle?

Ich glaube, alle sind sich einig: Cobra Kai gewinnt keinen Emmy – und sicher nicht für die beste Story. Aber genau das wollte die Serie auch nie sein. Sie ist teils dumm, unlogisch und erinnert stellenweise an eine Seifenoper. Aber genau das macht diese Serie eben aus: Sie ist nostalgisch, stets mit einem Augenzwinkern zu genießen und bringt den 80er-Jahre-Geist in moderner Inszenierung zurück nach Hause. Mit ihrer letzten Staffel würdigt sie noch einmal all die Jahre, die sie uns begleitet hat, lässt langjährige Fans nicht im Stich – und gibt vielleicht sogar Neulingen den Anstoß, der gesamten Show noch eine Chance zu geben. Diese Serie will keine Preise gewinnen – sie will alten und neuen Fans einen Wohlfühl-Ort bieten. Denn die Welt, die hier erschaffen wurde, nimmt alle herzlich auf. Die Charaktere stehen im Vordergrund – und auch nach sieben Jahren wird niemand vergessen. Die Serie nimmt sich noch einmal richtig Zeit und widmet jedem Charakter ein sinnvolles und würdiges Ende – von der Rivalität zwischen Daniel und Johnny über die Entwicklungen von Miguel und Robby bis hin zu den Schicksalen von Nebenfiguren wie Kreese, Hawk oder Tory. Selbst altbekannte Gesichter bekommen einen passenden letzten Auftritt.

Natürlich darf bei einer Cobra Kai-Staffel die Action nicht fehlen – und auch hier bleibt sie ein wesentlicher Bestandteil. Choreografiert mit einem Mix aus klassischem Karate und moderner Inszenierung, wird bis zum großen Showdown immer noch einmal eine Schippe draufgelegt – inklusive Szenen, in denen die Altstars selbst ran dürfen. Eines muss man klar sagen: Hier wird stark auf Drama gesetzt – logisch ist das nicht immer. Emotionen und Nostalgie werden bis zum Maximum ausgereizt – und ja, manchmal driftet die Serie dabei ab und übertreibt ein wenig. Die Staffel streckt sich in Teilen, und man hätte die Geschichte sicher auch in zehn Folgen erzählen können. Aber darüber sieht man gerne hinweg, wenn man dafür ein paar besondere Momente mehr bekommt. Highlights waren sicherlich die Versöhnung von Kreese und Johnny, ebenso wie Johnnys Kampf gegen Sensei Wolf, das Schicksal von Kreese und Silver – und natürlich das Finale des Sekai Taikai.

Der wichtigste Bestandteil waren aber immer die Charaktere – und vor allem ihre Entwicklung über alle Staffeln hinweg. Natürlich wiederholten sich manche Dramen – die Rivalitäten zwischen Johnny und Daniel, Robby und Miguel oder Tory und Samantha wurden zigmal aufgewärmt. Alles daran war überspitzt – wie in einer Seifenoper. Dass ständig ein noch größeres Turnier oder ein Bösewicht aus der Vergangenheit auftauchte, dass Logiklöcher ignoriert wurden, dass Karate für grundsätzlich alle im Valley das Wichtigste der Welt ist, dass ein Mord mitten in einem Turnier in einem Nebensatz abgehakt wurde – all das muss man einfach hinnehmen, wenn man mit der Serie Spaß haben will. Und genau das bringt uns zum wichtigsten Punkt: Akzeptanz. Cobra Kai funktioniert eben deshalb so gut, weil die Fans die Serie genau dafür lieben, was sie ist. Wir feiern sie wegen ihrer Nostalgie, wegen der Charaktere, den peinlichen Momenten und dem Geist von Karate Kid/Cobra Kai. Man muss manchmal nicht nur ein, sondern zwei Augen zudrücken, damit es funktioniert. Aber auch ich muss zugeben: Als Miguel und Johnny als Cobra Kais in die Halle einliefen, stand ich mit breitem Grinsen vor dem Fernseher – und meine Güte, habe ich gejubelt. Es ist genau dieses Gefühl, diese Emotion, dieser Kitsch, der Cobra Kai zu dem macht, was es ist.

Die 6. Staffel bringt einen versöhnlichen, runden und emotionalen Abschluss für eine Serie, die so viel mehr ist als nur ein Spin-off: eine liebevolle Fortführung und zugleich ein mutiger Neuanfang des Karate Kid-Erbes.

In diesem Sinne: Cobra Kai stirbt nie.

Verfügbar bei: https://www.justwatch.com/de/Serie/Cobra-Kai