Drama, Action, Thriller | Erscheinungsjahr: 2025 | Geschaut: 2025 | Schauspieler: Sterling K. Brown, Julianne Nicholson, James Marsden

1. Staffel 8 Folgen:

7,4/10 Punkte

Ein Paradis unter Kontrolle

Der Präsident ist tot – mal wieder. Ich glaube, dieses Konzept hatten wir jetzt in jeder erdenklichen Art und Weise: mal war er nur bedroht, mal mitten im Gefecht – und jetzt ist er halt wieder einmal ermordet worden. Also ist das jetzt wieder so eine Serie, die man mit jeder x-beliebigen anderen austauschen kann? Die Antwort ist nein – und zwar ein deutliches.

Mit Paradise erschien eine Show auf Disney+, die mich und auch viele andere echt überrascht hat. Denn auch wenn das Konzept und die Ausgangslage durchaus aus diversen anderen Serien und Filmen bekannt ist, hat die Show einige wirklich spannende und durchdachte Kniffe, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Nach einiger Zeit haut die Serie mit einem Twist rein, der mich wirklich überrascht hat. Ich muss zugeben, ich hatte von der Show nur gehört und selbst nur ganz wenige Ausschnitte gesehen – wurde also ins kalte Wasser geworfen, was dem Ganzen durchaus zugutekam. Ich wusste rein gar nichts über die Story oder den Plot.

Wir begleiten hier den Geheimdienstagenten Xavier Collins (Sterling K. Brown), der eines Morgens Präsident Bradford (James Marsden) tot in dessen Villa auffindet. Schnell gerät Xavier unter Verdacht, doch bei der Aufklärung enthüllt er ein tödliches Netzwerk aus Verschwörungen und Machtspielchen. Während Flashbacks das dunkle Geheimnis der Gründung lüften, muss Xavier entscheiden, wem er trauen kann – und erfährt, dass nichts so ist, wie es scheint.

Mehr möchte ich auch gar nicht von der Handlung preisgeben, weil ich finde, dass die Serie am besten funktioniert, wenn man nicht allzu viel darüber weiß. Denn das hier ist weit mehr als nur ein spannungsgeladener Thriller – das ist teils düster, komplex verschachtelt und wirkt ein wenig wie eine Mischung aus House of Cards und Black Mirror. Was als Kriminalfall beginnt, entfaltet sich recht schnell zu einer vielschichtigen Erzählung über Macht, Lüge und Kontrolle.

Die Handlung ist clever aufgebaut: Wie bereits erwähnt, bekommen wir durch Flashbacks immer wieder neue Informationen zur Entstehung der Handlung. Wir lernen einige Charaktere besser verstehen und erfahren mehr über die Hintergründe. Dabei stellt Paradise auch unbequeme Fragen: Was bedeutet Wahrheit in einer Welt, die sich nur um Erhalt und Funktion kümmert? Wie viel individuelle Freiheit ist in einem „perfekten“ System möglich? Die Systemkritik ist deutlich spürbar – und dabei nicht zu schade, auch mit dem Finger ganz nach oben zu zeigen.

Die Serie hält uns einen klaren Spiegel vor, voller dystopischer Ängste: Kontrolle unter dem Deckmantel der Sicherheit, Ausgrenzung von Minderheiten, Ablehnung abweichender Meinungen und künstlich erzwungene Gemeinschaften. Die Serie trifft damit den Nerv der Zeit – gerade in einer Ära von Überwachung, Datenschutzbedenken, politischer Instabilität und Vertrauensverlust in Institutionen und Führungspersonen.

Stilistisch trifft Paradise den richtigen Ton: kühl, klaustrophobisch, mit einem Hauch Retro-Futurismus und einer konstanten Spannung, die nie reißt. Sie lässt sich zwar von einigen bekannten Werken inspirieren, bleibt dabei aber eigenständig genug, um sich vielleicht einen Platz unter den besten Serien des Jahres zu sichern. Eine dystopische Reise, die ebenso unterhält wie verstört – und noch lange nach dem Abspann nachhallt.

Verfügbar bei: https://www.justwatch.com/de/Serie/paradise-2025