Drama, Krimi, Action, Thriller | Erscheinungsjahr: 2022 | Geschaut: 2022-2025 | Schauspieler: Alan Ritchson, Maria Sten, Malcolm Goodwin

1. Staffel 8 Folgen:

8,7/10 Punkte Like

Der Große Mann von Amazon

Reacher kam mit großem Tam-Tam in unser aller Heimkino. Nachdem sich bereits Tom Cruise in den 2010er Jahren am von Lee Child erschaffenen Universum versucht hatte, startete Prime Video zusammen mit Alan Ritchson einen neuen Versuch – und soll dabei deutlich näher an der Buchvorlage sein und bedienten sich dabei ein seinen Roman “Größenwahn”. Und was soll ich sagen? Reacher macht einfach extrem Spaß: Im Stil der alten Action-Klassiker à la Stallone oder Schwarzenegger bringt Reacher Oldschool-Vibe mit moderner Aufmachung auf den Bildschirm. Dabei blitzen immer wieder Detektiv-Anlehnungen wie Holmes oder Wayne durch, und er hat stets einen zynischen Spruch auf den Lippen. Die Serie glänzt eben genau durch diese Aspekte: Charaktere und Action stehen im Vordergrund und wachsen einem schnell ans Herz. Vor allem Alan Ritchson ist gleichermaßen cool wie liebenswert und funktioniert in der Dynamik mit seinen Co-Schauspielern immer wieder aufs Neue herausragend gut. Die Dialoge sind essenziell dafür, dass die Serie auch abseits der Action extrem Spaß macht – neben harten Schlägen braucht es eben auch Substanz und ein paar lockere Sprüche. Die Handlung ist meist nicht die tiefgründigste, schafft es aber, ein solides Konstrukt zu bieten, in dem es spannend bleibt, Reacher zu folgen.

In der ersten Staffel gerät der ehemalige Militärpolizist Jack Reacher in ordentliche Schwierigkeiten und wird in der Kleinstadt Margrave, Georgia, wegen Mordes in einem Diner verhaftet. Schnell wird klar, er ist in etwas hineingeraten, das er gar nicht will: eine tiefgreifende Verschwörung, die bis in höchste Ebenen reicht. Doch als es ihn auch persönlich betrifft, hat Reacher keine andere Wahl, als die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Zusammen mit der Polizistin Roscoe (Willa Fitzgerald) und Detective Finlay (Malcolm Goodwin) versuchen sie, die Verschwörung aufzudecken und zu zerschlagen.

Während ich diese Kritik schreibe, habe ich diese Staffel bereits zum dritten Mal geschaut, und das muss schon einiges heißen. Jedes Mal beim Schauen hat diese Serie etwas ganz Eigenes an sich, mittlerweile ist sie schon fast wie ein Safe-Place geworden, und ich habe immer wieder extremen Spaß daran, die Serie zu schauen und in die Welt von Reacher einzutauchen. Dabei ist die Handlung nicht unbedingt der herausstechende Faktor, sondern vielmehr die Charaktere, das Setting sowie der Look. Die Serie hat einen gewissen Western-Touch, und durch das Colour-Grading bekommt das Bild einen leichten Gelbton. So unterstreicht der Look den Oldschool-Touch der Charaktere um Reacher herum und gibt dem Zuschauer das altbekannte Gefühl aus Klassikern der Vergangenheit. Ein großer, wortkarger Held taucht in einer Kleinstadt auf und bekämpft im Alleingang die Ungerechtigkeit, handelt aber dabei in einer Grauzone, sodass die unschuldige und pflichtbewusste Kleinstadtpolizistin im Zwiespalt ist, wie viel sie ihm noch durchgehen lassen kann. Doch obwohl sie auch abgeneigt von seinem Handeln ist, ist sie im Inneren durch seine starke und fesselnde Art zu ihm hingezogen. Tja, das kennen wir halt bereits aus alten Action-Klassikern, und genau dieses alte Gefühl bringt Reacher frisch poliert wieder zurück und schafft es dabei, mit einem kleinen Augenzwinkern alles in einem neuen Setting zu verpacken.

Dabei bleibt Reacher der Buchvorlage deutlich näher als die Filme es getan haben – und das ist auch gut so. Wir sehen hier durch die Verkörperung von Alan Ritchson einen deutlich authentischeren und detailgetreueren Jack Reacher als noch durch Tom Cruise. Seine physische Stärke und Präsenz, seine Abneigung vieler Worte, aber auch sein scharfsinniger Charakter werden perfekt eingefangen. All das hilft Alan Ritchson vor allem in den Actionsequenzen, denn wie für einen Reacher-Roman üblich, langt der Titelheld auch mal sehr gerne zu und lässt lieber die Fäuste sprechen als seinen Mund. Die Handkämpfe sind für eine eigentlich noch recht kleine und unbekannte Produktion echt gut gemacht. Sie sind intensiv, realistisch und setzen viel lieber auf praktische Choreografien, anstatt unnötig auf CGI zurückzugreifen.

Abschließend lässt sich sagen, dass Reacher sicherlich nichts völlig Neues erzählt, was es nicht schon tausendmal gab, aber trotzdem schafft die Staffel eine gute Balance zwischen fesselnder Story, sehr guter Charakterzeichnung und mitreißender Action. Wer noch nicht wusste, ob er Reacher eine Chance geben soll, sollte es tun – nicht nur Buch-Fans werden mit dieser Serie Spaß haben.

2. Staffel 8 Folgen:

7,1/10 Punkte

Ein Hüne kommt selten allein

Reacher ist nicht mehr alleine. Ich glaube, das ist die große und wichtigste Neuerung in dieser Staffel. Nicht lange nach der ersten Staffel bekam Reacher direkt eine weitere Staffel spendiert, und dieses Mal ist einiges anders. Mit einem weiteren Roman von Lee Child im Gepäck – dieses Mal “Trouble” – stürzt sich Alan Ritchson wieder ins Getümmel und bekommt dabei Unterstützung von ein paar alten Kollegen aus seiner Zeit beim Militär.

Reacher ist in einer neuen Stadt, wo er schnell in einen komplizierten Fall verwickelt wird. Irgendwer macht Jagd auf seine alten Teamkameraden, und Reacher muss mit Hilfe seines alten Teams versuchen, die Wahrheit hinter den Morden aufzudecken. Während sie in ihre gemeinsame Vergangenheit eintauchen, stoßen sie auf Intrigen, Verrat und eine Bedrohung, die weit über das hinausgeht, was sie befürchtet hatten.

Ich habe auch diese Staffel öfter gesehen – insgesamt jetzt zum zweiten Mal, als ich alles nochmal für die dritte Staffel rewatchen wollte. Und um vorweg den größten Kritikpunkt von einigen aus dem Weg zu räumen: Ja, auch ich hatte anfangs meine Schwierigkeiten mit einem Team an Reachers Seite. Doch ich muss zugeben, dass ich die zweite Staffel trotzdem sehr gut fand. Vor allem mit Blick auf mehrere Staffeln dieser Serie sorgt sie im Gesamtbild für Abwechslung und frischen Wind – und verhindert, dass Gefahr läuft, immer wieder das Gleiche abgefrühstückt zu bekommen und die Serie dadurch zu monoton wird.

Doch zugleich muss ich den anderen Kritiken zustimmen: Es birgt Probleme, wenn man so früh in einer Serie das Konzept des einsamen Rächers aufbricht. Die Dialoge, die ich in der ersten Staffel noch hervorgehoben habe, wirken hier ziemlich eintönig. Zwar gibt es hier und da noch einige Lichtblicke, aber die Sprüche und One-Liner zünden nicht mehr so gut, was dazu führt, dass das Bodenständige etwas verloren geht. Die Action wirkt in dieser Staffel ebenfalls überladen. Dadurch, dass jetzt meist mehrere Figuren Teil einer Actionszene sind, wird oft das Bild zerschnitten, und man verliert schnell den Überblick. Was vorher noch schön inszenierte Handkämpfe waren, wird jetzt zu Großbildaufnahmen und schnellem Hin- und Hergewackel. Viele Schläge oder Tritte lassen den Wumms dahinter vermissen und wirken nicht mehr so, als würden sie richtig durchgehen – vermutlich, weil einige Darsteller keine echten Kämpfer sind und man das so kaschieren muss. Dadurch lässt Reacher in zwei sehr wichtigen Punkten deutlich nach.

Auf der anderen Seite muss man aber auch anerkennen, dass die Staffel im Bereich World-Building große Schritte nach vorn macht. Wir bekommen viel mehr Einblick in Reachers Vergangenheit und was seine Figur ausmacht. Alan Ritchson funktioniert zudem außerordentlich gut mit seinen Co-Stars, und die Charakterdynamik sorgt für einige sehr emotionale sowie auch humorvolle Momente. Durch Rückblicke sehen wir immer wieder Szenen, in denen sich das Team zum ersten Mal getroffen hat, und so werden die neuen Charaktere nach und nach eingebunden, sodass wir Zuschauer auch eine emotionale Bindung zu ihnen aufbauen können. Trotzdem muss man sagen, dass durch einige sehr einnehmende Nebenfiguren Reacher gelegentlich etwas in den Hintergrund rückt – und der Stil des wortkargen, einsamen Wolfes dadurch nur noch bedingt funktioniert.

Unterm Strich ist Reacher Staffel 2 eine gute und immer noch gelungene Fortsetzung, die aber einige Abzüge mit sich bringt. Im Gesamtkontext finde ich sie mittlerweile deutlich besser als zum Zeitpunkt ihrer Erstausstrahlung. Ich finde es gut, dass die Macher durchaus Variabilität in die Serie bringen wollen – doch sie sollten nicht vergessen, was Reacher eigentlich ausmacht.

3. Staffel 8 Folgen:

8,4/10 Punkte

Ein paar Fäuste für einen Teppichverkäufer

Jack Reacher geht in die nächste Runde und erweckt nun Lee Childs “Janusmann” mit actionreichen Bildern zum Leben. Bereits mit 2 Staffeln à 8 Folgen wurden die Romanvorlagen auf Prime Video realisiert, und Alan Ritchson schlüpft dabei in die Rolle des wortkargen Ex-Militärs. Die ersten beiden Staffeln waren für Prime ein echter Glücksgriff, schlugen bei den Zuschauern ordentlich ein – und auch mit der dritten Staffel soll das nicht anders sein.

In der dritten Staffel sehen wir Jack Reacher wieder auf sich allein gestellt. War er in der letzten Staffel noch von einem ganzen Team unterstützt worden, so ist er hier größtenteils solo unterwegs. Trotzdem spielt seine militärische Vergangenheit erneut eine zentrale Rolle. Reacher gerät durch einen Zwischenfall in Kontakt mit dem Sohn eines Waffenhändlers und geht in Zusammenarbeit mit der DEA undercover, um das kriminelle Netzwerk des Waffenhändlers Zachary Beck (Anthony Michael Hall) zu infiltrieren. Als Leibwächter von Becks Sohn Richard (Johnny Berchtold) gewinnt Reacher Zugang zu dessen Organisation.

Wie bereits eingangs erwähnt, reist Reacher in Staffel 3 wieder allein und hat nur das Nötigste dabei. Bei einigen Zuschauern stieß es auf gemischte Reaktionen, dass Reacher in Staffel 2 ein Team an seiner Seite hatte. Ich muss jedoch zugeben: Mit Blick auf diese neue Staffel tut ein wenig Abwechslung ganz gut – und im Rückblick funktioniert die zweite Staffel dadurch sogar noch besser. Auch in dieser Staffel knallt Reacher wieder voll rein. Recht bald nach Ausstrahlung der letzten Staffel hatte Prime bereits grünes Licht für Staffel 3 gegeben, und wenn es so weiterläuft, wird mit der bereits angekündigten vierten sicher nicht Schluss sein. Zumal mit über 20 Büchern noch genug Stoff vorhanden ist, um weitere Fälle zu erzählen. Und auch dieser Fall hat definitiv seine spannenden Momente. Zwar erfindet Reacher Staffel 3 das Rad mit der Undercover-Geschichte nicht neu, aber die Settings, in die Alan Ritchson gesteckt wird, sind durchaus reizvoll.

Ich hatte mit dieser Staffel wieder richtig Spaß. Jack Reacher vermittelt mir durch die gesamte Serie hindurch immer ein wohlwollendes Gefühl – als würde man die Charaktere schon ewig kennen – und die Welt, die nach und nach aufgebaut wird, wirkt angenehm vertraut. Das liegt vor allem an der starken Dynamik zwischen Alan Ritchson und seinen Co-Stars. Besonders die Beziehung zwischen Reacher und dem jungen Richard Beck erhält überraschend emotionale Tiefe. Natürlich wird erneut das klassische Bild des überlebensgroßen Retters gezeichnet, wie wir es aus vielen Actionfilmen kennen, doch wenn man darüber hinwegsehen kann, gewinnt diese Beziehung an echter Bedeutung. Auch dürfen wir hier den zweiten Charakter begrüßen, der – neben Reacher selbst – in jeder Staffel dabei war: Maria Sten kehrt als Frances Neagley zurück und gibt erneut eine verlässliche Partnerin ab. Doch auch der Hauptantagonist dieser Staffel bringt nicht nur Bedrohung mit, sondern schlägt erneut eine Brücke zu Reachers Vergangenheit. Mit Francis Xavier Quinn (Brian Tee) lernen wir eine weitere Figur aus dem Reacher-Universum kennen, die uns tiefer in Reachers militärische Vergangenheit blicken lässt.

Was die Serie besonders gut macht, ist, dass sie Reachers Welt organisch erweitert. Mit jeder Staffel sehen wir mehr aus diesem Universum, ohne dass dabei die Kernelemente der Figur verloren gehen. Es sind Geschichten über Gerechtigkeit, Isolation und Moral. Die Dialoge sind knapp, pointiert, oft trocken und humorvoll. Reacher fühlt sich an wie eine Mischung aus Western und Action-Klassiker und hat dabei immer noch einen Hauch von Machismo. All das macht Reacher aus – und auch Staffel 3 bleibt diesem Stil treu, ohne dabei repetitiv zu wirken. Es bleibt abzuwarten, welches Buch sich Prime als Nächstes vornimmt. Bleibt nur zu hoffen, dass sie weitermachen wie bisher – denn diese Serie kann echt was.

4. Staffel: -

Verfügbar bei: https://www.justwatch.com/de/Serie/Jack-Reacher